Zwei Koffer

 

Die beiden abgebildeten Koffer enthalten eine Vielzahl von weißen Objekten (ehemalige Ge­brauchsgegenstände). Diese weißen Objekte bilden das Kernstück im Haus für Papier. Das Haus für Papier ist ein vollständig eingerichte­tes Gebäude mit Küche, Wohnraum, Flur, Bade­zimmer, Bibliothek, Schlafraum, Troc­ken­boden, Werkraum etc. Allerdings sind diese Räumlichkeiten im wesentlichen leer gelassen und lediglich von den weis­sen, mit Butterbrotpapier bezogenen Obje­kten bevöl­kert.

 

Die Räume enthalten im einzelnen folgende Gegenstände, die entweder auf der Wand installiert oder in den Raum gestellt werden.

 

Küche:

Löffel, Messer, Gabel, Salz- und Pfeffer­streuer, Teller, Spiegeleiobjekt, Kanne, Tasse (Henkel), Schneebesen, Flaschenöffner, 3 Bonbons, Boiler-Ablauf, Spülbürste, Pfannen­heber, Siebe, Tee-Ei, Messbecher, Spülstein­stopfen, Kelle, Teekannengriff, Gurkenzange, Reibe, Siebgriff, Überlaufstopfen.

 

Bad:

Spiegel, Rasierpinsel, Kamm, Haarbürste, Hausapotheke, Duschkopf, Zahnbürste, Seifendosen, Papierrollen, Bürste, Zerstäuber (Sir), Shampoodose, Rasierkopf, Seifendo­sen, Reißverschluss, Wasserhahn.

 

Wohnraum:

2 Antennen, Tisch, Stuhl, Glühbirne, Instal­lation mit CDs, Windrad, Eisschirm, Blumen (2teilig), Vase, Bücherregal, schwarze und weisse Collage, Gläser und Glasvitrine, Weinflasche.

 

Schlafraum:

2 Türgriffe, Schlüsselloch, Souvenir, Wecker (funktionierendes Uhrwerk), CD-Sam­­mlung, Tic-Tac-Dose, Transistorradio.

 

Flur:

Schuh, Schuhbürsten, Schlüsselboard,

Stern und Kreide, Rad, Spiegel, 2 Augen.

 

Werkraum:

Schrauben, Nägel, Elektrokabel, Spachtel, Ausguss, Zange, Schraubenschlüssel, Fahr­radbremse, Seilzug (gerissen), 2 Zangen, Sägeblatt, Gummi-Gepäck-Halterung, Türhalterung.

 

Weitere Räume: Bibliothek, Trockenboden, Rohbau, Laboratorium, Aussichtsraum 

 

Diese Arbeiten sind in den Jahren 1997 ff. entstanden.

 

 

 

 

 

 

 

           

 

 

 

 

Die mit Butterborotpaier überzogenen Gegen­stände des täglichen Gebrauchs werden durch die Hülle entmaterialisiert; aber nicht vollständig. Teile, Fragmente bleiben sichtbar und die Haut  macht den Gegenstand haptisch. Die collagierten, gestreuten Papier­schnipsel akzentuieren wiederum bestimmte manchmal ungewöhnliche Funktionseigen­schaften des Gegenstandes und ermöglichen somit eine neue Sehweise, bei der die Ent­materialisierung sich in doppelter Weise ereignet: durch die Weißung des Gegen­standes und durch die andersartige Funk­tionsbetonung.

Im Gegensatz dazu verstärkt die Haut des Obje­ktes wiederum die Tastempfindung, also das Materielle des Gegenstandes.  

 

In diesen Objekten haben meine frühen weissen Holzobjekte (1982-1986) eine merkwürdige Fortsetzung gefunden.

Diese einfachen elementaren Gebrauchs­gegen­stände lassen ihren Funktionszu­sammenhang nur noch erahnen.

 

Die Objekte existieren jedoch nicht nur sepa­rat voneinander sondern werden wiede­rum in größere Zusammenhänge eingeordnet (instal­liert) und gehören zu etwas, was man als Gesamt­kunstwerk bezeichnen könnte: nämlich zu dem von mir so genannten „Haus für Papier“: das ist ein architektonisches Gebilde, welches spezielle Aufbewarungsorte für meine Papier­arbeiten enthält und gleich­zeitig einen leeren Ausstellungsraum für Papier­arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung stellt.